Norwegens Norden – jenseits des Nordkap

11 Vogelinsel Ekkeroy

Norwegens Norden – jenseits des Nordkap

Natürlich können Sie auch mit einem Hurtigrutenschiff hierher fahren, sich ein Quad mieten und los geht`s.

Zugegeben, für die meisten Reisemobilfahrer endet die Norwegen Tour spätestens an der russischen Grenze, ganz im Nordosten. Für uns sah das allerdings vollkommen anders aus, denn wir kamen aus Russland!

Richtig, wir sind mit dem Reisemobil durch Russland gefahren- aber das ist eine andere Geschichte! Die Reiseroute, die ich hier beschreibe kann man auch nach einer Finnlandreise fahren. Es lohnt sich auf jeden Fall!

Möchten Sie die Geschichte aus dem Norden Norwegens weiterlesen, dann geht's hier für Sie weiter!

In Norwegen, sagt man, findet jeder seinen Lieblingsort- am „nördlichsten Ende der Welt“, auf den Fjells, am Ford oder inmitten der pulsierenden Eismeerstadt Tromsö. Überall atemberaubende Natur- so weit das Auge reicht!

Gerade die Naturphänomene ziehen uns in ihren Bann. Unendliche Weiten, wilde Meerestiere, die ganz sanft dahin gleiten. Betörende Wasserfälle und grandiose Fjorde. Das Wetter sorgt für mystische Faszinationen, ständig verändert es sein Gesicht, oft mehrmals am Tag. Wütender Sturm und grandiose Windstille, sintflutartige Regenfälle und strahlender Sonnenschein. Auch wenn das Wetter seine Kapriolen spielte, Norwegen hat seinen ganz besonderen Zauber! Entdecken Sie ihn mit uns!

Der Grenzfluss Jacobselva trennt Russland und Norwegen. Die Grenze verläuft genau in der Mitte des Flusses, sie wird von beiden Seiten mit Grenzpfählen markiert. Seit der Grenzziehung gab es immer wieder Streitereien um die Grenze. Aus diesem Grund ließ ein norwegischer Marinesoldat eine kleine Kapelle bauen, die 1869 eingeweiht wurde. Neben der König Olav-Kapelle ist ein kleiner Friedhof, auf den Gräbern stehen russische, samische, finnische und norwegische Namen.

Hier ist kein Ort zu finden, nur ca 40 Norweger leben in dieser Region, umso erstaunlicher, dass es hier einen Reisemobilstellplatz gibt- und was für einen!

Wir stehen hier mit einigen Bekannten unserer Russlandtour direkt am Felsen mit Blick auf die Barentssee und plötzlich sind sie da:

Die Kanarienvögel des Meeres- 10 weiße BelugaWale schwimmen vor unseren Wohnmobilen in den Fjord hinein!

Leider gerät meine Kamera dabei an Ihre Grenzen, da fehlt mir ein Teleobjektiv! Es ist wirklich traumhaft hier. Die Gruppe von 10 weißen Walen zieht ganz gemächlich vor uns her, sie haben es überhaupt nicht eilig, mit circa 9 km/Std. schwimmen sie gemütlich durch das kalte Nordmeer in den Fjord hinein. Ständig klicken unsere Kameras, warum tauchen die immer wieder so schnell unter? Belugas werden die Kanarienvögel der Meere genannt, sie singen äußerst gerne und geben dabei die unterschiedlichsten Laute von sich ab. Sie klicken, klatschen, muhen, zwitschern, pfeifen und klappern. Belugas knuffeln sich gerne und schwimmen ganz nah beieinander.

Ein zauberhafter, faszinierender Anblick, wie sie so lautlos für uns in den Fjord hinein schwimmen und auch später wieder heraus kommen. Neben uns steigen Taucher mit Neoprenanzügen ins Wasser, ob sie die Belugas singen hören können? Aber sie sind auf der Suche nach etwas ganz anderem. Ende der 1960 er Jahre wurden Königskrabben, die ursprünglich aus Kamschatka kommen ausgesetzt, um die Versorgung der Menschen in Murmansk zu sichern. Königskrabben sind riesengroß und schmecken hervorragend. Sie können bis zu 10 kg wiegen. Die Taucher haben uns am Abend einige Beine geschenkt, Regina hat sie für uns gekocht-Köstlich!

Ob die Belugas heute Nacht noch mal kommen- ich kann den Blick gar nicht vom Wasser lassen. Es ist schon 22.30 und taghell- Nein, wirklich unter geht die Sonne heute nicht mehr.

Ein wenig wehmütig verlassen wir am nächsten Morgen diesen magischen Ort und fahren nach Kirkenes, dort treffen wir Heiko und Bine, die mit uns in Russland waren. Bine ist begeisterte Tierfotografin, wir erzählen von den Belugas und sie entscheiden sich heute auch nach Grense Jacobselv zu fahren.

Am finnisch-norwegischen Grenzfluß Skoltefossen bei Neiden haben Kurt und ich schon vor 30 Jahren, als wir noch mit PKW und Zelt durch Finnland unterwegs waren, Lachse die Stromschnellen hoch springen sehen. Erstaunlich, mit welcher Kraft die Lachse die Höhe überspringen.

Unsere Fahrt geht weiter entlang der norwegischen Küste, wir entdecken erste Lachsfarmen, stoppen bei einem Sami Museum und machen einen Abstecher zum Fischerdörfchen Bugoynes. Das Fischerdörfchen war eines der wenigen, die im Krieg nicht nieder gebrannt sind. Hier sieht man noch den finnischen Einfluss der Bewohner. Von Bugoynes aus wird der Fang auf die Königskrabbe betrieben, hier werden die Krabben „gemästet“ und dann weiter verkauft. Die typischen Halter für Stockfische sind üppig gefüllt. Der Kabeljau wird gefangen, Köpfe und Eingeweide entfernt, zusammen gebunden und dann paarweise am Trocknungsgestell aufgehangen. Die salzhaltige Luft sorgt für eine Fermentierung der Fische, dadurch sind sie lange haltbar.

Überall in Norwegen stehen diese Klippfisch-Gestelle, aber nur hier hatten wir das Glück, Stockfisch im Original noch hängend zu sehen.

Es ist erst früher Nachmittag und wir fahren noch ein paar Kilometer um den Fjord herum zur Vogelinsel Ekkeroy. An den Klippen nisten tausende von Möven.

Heute starten wir früh, denn wir möchten den nördlichen Reisemobilstellplatz Europas erreichen. Wellblechstrassen, Baustellen und seendurchsetzte Tundra wechselt sich mit Mondlandschaft ab. Ein kurzes Picknik, ein Adler kreist über uns und wir erreichen Slettnes Fyr, den nördlichsten Leuchtturm auf Europas Festland. 3km nördlich von Gamvik.

Nördlicher geht´s nicht, zumindest nicht mit einem Reisemobil!

Das Wetter spielt heute Kapriolen, es regnet dann scheint wieder die Sonne, es stürmt und Schnee liegt am Straßenrand- bei der Ankunft regnet es- ich koche Spaghetti- ein bisschen Italien am nördlichsten Stellplatz Europas! Später klart es auf, wir spazieren zum Felskap Varnesodden und blicken auf den nördlichsten Festlandfels, den Kinnarodden, den man nur nach einer 24 stündigen Wanderung erreichen kann. Das Nordkap liegt etwas nördlicher, befindet sich allerdings nicht auf dem Festland.

Wir hocken auf dem Felskap und machen ein Selfie! Nur ein einsamer Vogelbeobachter ist in der Ferne zu sehen. Wir werden von 3 Seehunden beobachtet, die immer wieder ganz schnell wegtauchen, wenn wir sie erblicken. Die Vegetation besteht sowohl aus Hochgebirgspflanzen als auch Strandpflanzen. Multebeeren blühen hier, die wohl bis zum Herbst ihre orangefarbenen Früchte ansetzen wollen. Unzählige Fellreste von Lemmingen liegen auf den Felsen herum. Sie sind Raubmöven zum Opfer gefallen. Wir genießen den traumhaften Blick auf Kinnarodden und das Nordmeer, während in der Ferne ein Hurtigruten-Schiff auftaucht und auf dem Weg von Mehamn nach Kirkenes an uns vorbei fährt.

Mit Blick auf den Leuchtturm und die stürmische See beenden wir den ereignisreichen Tag mit einem guten Rotwein, den wir im Reisemobil gebunkert haben.

Über die Finnmark, an herrlichen Fjorden vorbei entdecken wir Wasserfälle und Schluchten. Einen wunderbaren Stellplatz entdecken wir am Trollholmsund am Porsanger Fjord. Hier bleiben wir einen entspannten Tag lang. Wir wandern über Felsen und Moorboden zu den versteinerten Trollen. Die halbkreisförmigen Dolomitformationen an der Halbinsel sind einer alten samischen Sage nach versteinerte Trolle.

Der Legende nach wanderte eine Gruppe Trolle nachts über die Finnmarksvidda. Sie wollten in Porsanger ihre riesige Schatzkiste vergraben. Als dies nicht klappte, zogen sie weiter über den Fjord. Doch die aufgehende Sonne war mit ihrem Licht unheilvoll für die Trolle, sie ließ sie zu Stein erstarren.

Die Knubbelnasen waren zu spät dran und die Sonne verwandelte sie in hell leuchtende Felsen, die einen faszinierenden Anblick in dieser großartigen Landschaft bieten. Hallo, wer klettert denn da herum- das sind Kathrin und Willi aus der Schweiz, wir waren gemeinsam in Russland unterwegs.

Wir sind hier im Reich der Sami- in Karasjok und Kautokeineo wird neben norwegisch auch viel samisch gesprochen. Die Rentierzucht ist Haupterwerbszweig. Hier in der Zentralfinnmark trifft man in der hügeligen Landschaft immer wieder frei laufende Rentiere auf den Straßen.

Die Rentierscheidung findet traditionell in Lappland im späten Herbst statt. Auf dem Weg dahin werden sie in kreisförmige Gatter getrieben. In dem spiralförmigen Gattersystem treffen die Sami in sekundenschnelle die Entscheidung, welche Tiere geschlachtet und welche noch für ein weiteres Jahr auf die Weiden kommen. Die Rentierscheide fanden wir in der Nähe der Samisiedlung Aisaroaivi. In Hütten warten dort die Ureinwohner aaauf die Busse, die zum Nordkap fahren, um ihre Produkte zu verkaufen.

Petroglyphen am Alta Museum

Mitten in Alta, mit Blick auf den Altafjord, befindet sich Nordeuropas größtes Gebiet mit Felszeichnungen. Seit 1985 steht dieses Gebiet mit mehr als 4000 Felszeichnungen unter dem Unesco-Weltkulturerbe. Die Felszeichnungen stellen Glaubensvorstellungen oder Arbeitsabläufe der Menschen dar. Die Menschen glaubten an Geister, die das Leben vorbestimmen. Mit diesen Geistern wollten sie Verbindung aufnehmen. Es wurden verschiedene Motive dargestellt, Meeres-und Landtiere, Menschen bei der Jagd, dem Angeln, der Arbeit. Einige Figuren zeigen Jäger, Kinder, Männer und schwangere Frauen.

Wieder ein ereignisreicher Tag, den wir mit einem Lagerfeuer beenden möchten, leider nieselt es und das Feuer will nicht so richtig brennen.

Auf unserm Weg nach Tromsö fahren wir an den Lyngsalpen vorbei. Über 1800 Meter hoch erheben sich die Zinnen der Lyngsalpen über dem Meer, mit Gletschern und reißenden Flüssen. In diesem Gebiet verschmelzen die Kulturen von Norwegern, Samen und Kvenen in Form von finnischen Rauchsaunen, samischer Decken und norwegischen Holzbooten.

Es ist ein Wahnsinn, was die Norweger bei ihrem Strassenbau leisten. Mit großen Geräten werden die Felsen durchbohrt und Tunnel gebaut. Als wir in Tromsö in den Tunnel fahren trauen wir unseren Augen kaum, hier gibt es einen Kreisverkehr im Tunnel!

Die lebhafte Stadt Tromsö- auch „Paris des Nordens“ genannt, ist umgeben von weitläufigen Insel-und Berglandschaften.

Tromsö war schon immer Ausgangspunkt für Expeditionen in die Arktis.

Zahlreiche Polarforscher und Abenteurer starteten ihr Vorhaben in Tromsö. Die nördlichst gelegene Universitätsstadt der Welt ist nicht nur in der Arktisforschung führend, sondern hat auch Bergwanderern, Feinschmeckern und Nachtschwärmern einiges zu bieten. Die Eismeerkathedrale ist das Wahrzeichen der Stadt. Die eigenwillige Architektur soll das Polarlicht, Eis und lange Dunkelheit symbolisieren. Die Westseite der Kirche hat eine Glasfassade mit einem großen weißen Kreuz, das von weitem zu sehen ist. In der Kathedrale finden viele Konzerte statt, bei flackerndem Kerzenschein sind die Mittsommernachtskonzerte ein ganz besonderes Ereignis.

Die Stadtmitte beherbergt das größte Ensemble historischer Holzhäuser in Nordnorwegen mit Läden, Restaurants, Museen, Kirchen, Galerien und eine große moderne Bibliothek, in der wir unproblematisch ins Internet kommen. Wir spazieren durch die liebenswerte Stadt, vorbei an der nördlichsten Brauerei mit dem historischen Lieferfahrzeug.

In einer urigen Gaststätte genießen wir für 20 Euro! 2 Bier, gaaanz lagsam!

In Tromsö gibt es sehr interessante Museen, das Polaria, ein Erlebniszentrum, das alles was mit der Polarregion zu tun hat interessant darstellt, das Robbenfängerschiff Polstjerna liegt direkt neben dem Museum. Das Polarmuseum in einem alten Speicherhaus präsentiert die abenteuerlichen Geschichten von Expeditionen in die Polarregionen. Es wurde zum 50. Todestag von Roald Armundsen eröffnet. Wahnsinn, mit welch einfachen Mitteln die Männer damals den wiedrigsten Bedingungen ausgesetzt waren.

Adjö, Tromsö, eine liebenswerte Stadt, die uns sehr gut gefallen hat. Nun fahren wir entlang der Küstenstrasse Richtung Senja. Von dort wollen wir auf die Vesteralen- aber das wird eine neue Geschichte!!!

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